Der aktuellste und schnellste Mobilfunkstandard 5G ist seit 2019 verfügbar und der Ausbau durch die großen Telekommunikationsanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica kommt gut voran. So wirbt die Deutsche Telekom damit, zum Ende des Jahres 2022 bereits 90% der deutschen Bevölkerung im Ausbaubereich versorgen zu können.
Teil der 5G Lizenzvereinbarungen ist es jedoch, daß Firmen oder lokale Anbieter sogenannte Campusnetzwerke im 5G Standard erstellen dürfen. Ohne Lizenzzahlungen an die Bundesnetzagentur können so z.B. lokale Areale von Firmen oder Hochschulen mit einem eigenen 5G Netzwerk abgedeckt werden.
Diese Campusnetzwerke können dann per Roaming auch in die Netzwerke der großen Anbieter eingebunden werden und somit Erlöse aus dem lokalen Betrieb erzielt werden. Die für den lokalen Anbieter günstigen Vereinbarungen dazu gibt die Bundesnetzagentur vor. 220 Lizenzen für Campusnetzwerke wurden bisher vergeben.
Neben Telephonie-Anwendungen und Daten-Streaming bietet 5G Eigenschaften, die für den Betrieb von IoT nützlich sind. Besonders hervorzuheben ist die äußerts geringe Latenz bei der Datenübertragung, die Echtzeit-Anwendungen möglich machen (Fernsteuerung, Telemedizin etc.).
Aktuell berichtet “Markt&Technik”, daß bisher solche Campusnetzwerke überwiegend von Unternehmen und Forschungseinrichtungen nur für Testinstallationen und Evaluierung genutzt würden und benennt. Der Netzausrüster Nokia benennt “5 Irrtümer”, die zu dieser Entwicklung führen:
Irrtum 1: Campusnetzwerke können das unzuverlässige und instabile WiFi für IoT Devices ersetzen. Nokia geht davon aus, daß ein Mix von Funkstandards bestehen bleiben wird und WiFi nicht kpl. zu ersetzen sei.
Irrtum 2: Es seien zu wenige 5G taugliche Endgeräte verfügbar. Jedoch verfügen bereits fast alle aktuellen Smartphones über 5G Modi. Und auch für die industrielle Elektronik sei laut Nokia bei bereits 85% aller Anwendungsfälle 5G befähigte Übertragungselektronik am Markt verfügbar.
Irrtum 3: Edge Computing würde die zentrale Cloud ersetzen. Statt alle Rohdaten hochperformant mit 5G in die Cloud zur zentralen Verarbeitung und Speicherung zu übergeben, kann im IoT Device per Edge Computing eine zumindest Vor-Verarbeitung stattfinden und dafür sorgen, daß nicht permanent hohe Datenmengen übertragen werden müssen. Grundprinzip aller IoT Systeme ist allerdings die Zusammenführung der Daten in der Cloud für KI, Geschäftsprozesse und Vorhersage-Anwendungen – und mit mehr Daten lassen sich auch genauere Vorhersagen erstellen.
Irrtum 4: Der Return-on-Invest (ROI) von Campusnetzwerken sei unklar. Die hohen Kosten für Installation und Betrieb eines 5G Campusnetzwerkes würden einen schnellen ROI unmöglich machen. Nokia stellt Interessenten einen Rechner für die Ermittlung aller Kosten (TCO) zur Verfügung. Wenn mit erfahrenen Partnern zusammengearbeitet würde und Einnahmen aus dem Roaming einbezogen würden, könnten sich solche Netzwerke schon im 2. Betriebsjahr rechnen.
Irrtum 5: Es gäbe keine verfügbaren Frequenzen für Campusnetzwerke. Neben den Angeboten der lizenzierten Frequenzen durch die Bundesnetzagentur bestehen auch lizenzfreie Frequenzbänder. LTE-U (Unlicensed) oder 5G NR-U (New Radio – Unlicensed) werden von immer mehr Ländern verwendet.